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Im Winter zum Nordkap

Februar 2024 /

Warme Wollsocken, die dicken Winterjacken, mehrere Schichten Thermounterwäsche und wattierte LANDI Gummistiefel sind gepackt. Aber wofür brauchen wir all diese Ausrüstung? Wir fahren ans Nordkap – und zwar im Winter. Vor 6 Jahren sind wir mit einem Mercedes Kombi im Sommer schon mal am nördlichsten Punkt Europas gewesen und haben da einen Espresso getrunken. Da war schon klar, dass wir in Form eines Winterabenteuers wieder kommen wollen. Gleichzeitig würde dies auch ein Härtetest für unser neues Troopy Set-up sein: das neu installierte Hubdach und die Standheizung werden sich bei Tiefsttemperaturen beweisen müssen.

Warm woollen socks, thick winter jackets, several layers of thermal underwear and padded LANDI rubber boots are packed. But why do we need all this equipment? We’re driving to the North Cape – in winter. Six years ago, we had already been to the northernmost point of Europe in a Mercedes station wagon in the summer and had an espresso there. It was already clear then that we wanted to return in the form of a winter adventure. At the same time, this would also be an endurance test for our new Troopy set-up: the newly installed pop-up roof and the diesel heater will have to prove themselves in the lowest temperatures.

Von Fehmarn setzten wir nach langer nasser Fahrt durch Deutschland nach Rødbyhavn in Dänemark über. Dort erwartete uns auch gleich der erste Schneesturm. Nach einer weiteren kurzen Fährfahrt von Helsingør nach Helsingborg sind wir in Schweden angekommen. Hier sollte es nun mittig immer Richtung Norden gehen. Nach einem erschreckenden Bremswegtest auf der eisigen Strasse, wurden schon recht früh die mitgebrachten Einschraubspikes (100 Stück pro Reifen) montiert. Wir passierten Jönköping, Mora, Östersund, Jokkmokk, Karesuando und erlebten prachtvolle Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, welche sich oft über eine Stunde hinziehen. Die Nächte sind mit bis zu -27°C eisig kalt.

After a long, rainy journey through Germany, we crossed over from Fehmarn to Rødbyhavn in Denmark. There the first snowstorm immediately greeted us. After another short ferry crossing from Helsingør to Helsingborg, we arrived in Sweden. The plan was to head north trough the center of Sweden. After a frightening braking distance test on the icy road, the screw-in spikes we brought with us (100 per tire) were fitted. We passed Jönköping, Mora, Östersund, Jokkmokk, Karesuando and experience magnificent sunrises and sunsets, which sometimes extended to over an hour. The nights are icy with temperatures as low as -27°C.

So schnell kann sich das Wetter ändern: Auf einer Ebene wurden wir von einem Schneesturm überrascht. In einem Moment noch blauer Himmel und Sonnenschein und dann ging’s plötzlich weder vor noch zurück. Die Sicht war zu schlecht um sich auch nur noch einen Meter zu bewegen. Im Auto wirbelten die Schneeflocken herum. Die Luftansaugungen des Autos sowie der Standheizung füllten sich recht schnell mit richtigen Eisklötzen. Zum Glück mussten wir nicht allzu lange warten, bis wir in der Ferne ein Blinklicht auf uns zukommen sahen. Ein Schneeräumungsfahrzeug versprach baldige Rückkehr, um uns aufzugabeln. In der Zwischenzeit waren wir damit beschäftigt die Scheiben bis zur Ankunft unserer Rettung eisfrei zu halten.

That’s how quickly the weather can change: On a plain, we were surprised by a snowstorm. One moment it’s blue skies and sunshine and then suddenly we could neither go forwards nor backwards. The visibility was too poor to move even one meter. Snowflakes swirled around in the car. The air intakes of the car and the parking heater quickly filled up with blocks of ice. Fortunately, we didn’t have to wait too long before we spotted a signal light coming towards us in the distance. A snow clearing vehicle promised to return soon to pick us up. In the meantime, we were busy keeping the windshield clear of ice.

Dieser Schneesturm blieb auch nicht ohne Folgen: alle Strassen nordwärts waren von da an aufgrund der starken Schneefälle und Lawinenabgängen gesperrt – die Räumungsarbeiten wären aber bereits im Gange. Da wir noch nicht aufgeben wollten, blieb uns also nichts anderes übrig als vor der geschlossenen Schranke zu campieren und abzuwarten. Wir wurden für unsere Geduld mit weiteren wunderbaren Sonnenunter- und Aufgängen und vielen Hot Dogs von der nahegelegenen Tankstelle belohnt.

This snowstorm was not without consequences: all roads to the north were closed from then on due to the heavy snowfall and avalanches. However, the clearing work was already in progress. As we didn’t want to give up just yet, we had no choice but to camp in front of the closed barrier and wait. For our patience, we were rewarded with more wonderful sunsets and sunrises and lots of hot dogs from the nearby petrol station.

Nach 1.5 Tagen sollte es dann doch noch weitergehen: Die Schranke öffnete sich und im Konvoi folgten wir der Küstenstrasse E69. Auf die Insel Magerøya- ja, das Nordkap liegt eigentlich auf einer etwas vorgelagerten Insel – kommt man durch einen langen Tunnel, welcher unter dem Meer durchgeht. Wir und so einige andere fuhren dann auch gleich so weit bis uns erneut eine Schranke den Weg verperrte. Die letzten 13km ans Nordkap, welche im Winter sowieso immer nur im Konvoi zu befahren sind – die rote Tafel im Bild verrät einem dies, waren noch komplett zugeschneit. Das sah nicht allzu vielversprechend aus. Wir fuhren an der Schranke vorbei ins nahegelegene Fischerdorf Skarsvåg und übernachteten dort auf dem Dorfplatz.

After 1.5 days, we were to continue after all: The barrier opened and we followed the E69 coastal road in convoy. To get to the island of Magerøya – yes, the North Cape is actually on an island off the coast – you drive through a long tunnel that passes under the sea. We and a few others drove as far as we could until another barrier prevented us from getting through. The last 13 km to the North Cape, which in winter can only be driven in convoy anyways – the red sign in the photo tells you this – were still completely snow-covered. That didn’t look too promising. We drove past the barrier to the nearby fishing village of Skarsvåg and spent the night on the village square.

Zum Glück wissen die Norweger wie grosse Schneemassen zu bewältigen sind. Als die riesige Schneefräse hinter der Schranke um die Kurve kam, verflüchtigten sich unsere Zweifel, ob wir es noch ans Nordkap schaffen würden. Tatsächlich war die Strasse gerade rechtzeitig zum 11 Uhr Konvoi geräumt, dann sollte es nämlich für normale PWs und Wohnmobile zum Nordkap gehen. Für Touristenbusse gab es einen zweiten Konvoi um 12 Uhr.

Fortunately, the Norwegians know how to deal with large masses of snow. As the huge snow plow turned the corner behind the barrier, our last doubts as to whether we would make it to the North Cape vanished. In fact, the road was cleared just in time for the 11 a.m. convoy, which was when normal cars and motorhomes were supposed to head for the North Cape. There was a second convoy for tourist buses at 12 noon.

Für gut eine Stunde waren wir alleine mit der Kugel, dann tauchten wie erwartet gut ein duzend Touristenbusse auf und die Plattform sowie das Restaurant füllten sich im Nu mit Menschengruppen. Und so schnell wie sie gekommen waren, waren sie dann aber wieder weg: denn gut eine Stunde später ging es für die Busse mit dem Konvoi wieder retour. Wir und ein paar andere Camper hatten in der Zwischenzeit beim Schneeräumungskommando gefragt, ob wir auch über Nacht bleiben dürften. Die Antwort: «Ja, wir planen morgen wieder zu kommen.» So verbrachten wir eine unvergessliche Nacht am nördlichsten Punkt Europas. Zwar keine Polarlichter aber einen leckeren Glühwein gab es zu geniessen. Nach der einen Nacht war aber auch Schluss, da schon weitere Unwetter im Anmarsch waren. Wir machten uns also am nächsten Morgen wieder auf die Rückreise. Unterwegs assen wir bei -20°C leckere Hamburger vom neuen Grill oder liessen uns in verschiedenen Restaurants verköstigen. Wir entdeckten dabei auch die wohl kleinste Ikea in einer Shopping Mall, sahen zudem wie dick das Eis auf einem der zugefrorenen Seen war und uns fiel auf, dass die Schweden offenbar tatsächlich riesige (Kunst-) Installationen mögen (dies ist eine gewollte Anspielung auf die «Norsemen» Wikingerserie, welche wir uns immer abends während dieser Reise angeschaut haben).

For a good hour we are alone with the sphere, then, as expected, a dozen tourist buses turned up and the platform and the restaurant filled up with groups of people in no time. As quickly as they arrived, they disappeared again, as just about an hour later the buses had to return in a convoy. In the meantime, we and a few other campers had asked the snow clearing team if we could stay overnight. The answer: “Yes, we plan to come back tomorrow.” So we spent an unforgettable night at the northernmost point in Europe. No auroras, but a delicious glühwein kept the spirits high. After this one night, it was time to leave, as more storms had already been announced. So we set off on our return journey the next morning. We ate delicious hamburgers from the new grill at -20°C or had a bite to eat in restaurants. We also discovered what is probably the smallest Ikea in a shopping mall. We saw how thick the ice was on one of the frozen lakes and moreover noticed that the Swedes really do like huge (art) installations (this is a deliberate reference to the “Norsemen” Viking series, which we used to watch in the evenings during this trip).

Zum neuen Hubdach gibt’s zu sagen, dass wir auch bei Temperaturen unter -20°C nicht eine Nacht darin gefroren haben. Einzig das vierstündige Rausdrehen der Spikes war bei Nieselregen dann doch etwas mühsam (Marcel’s Aussage dazu: «Das esch en Chrampf gsi!»).

As for the new pop-up roof, we didn’t freeze a single night in it, even at temperatures below -20°C. Only the four-hour process of unscrewing the spikes in the fine drizzle was a bit tedious (Marcel’s comment: “That was a pain!”).

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